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Die Gymnastik ist die Kunst der Leibesübungen die bei den antiken Griechen nackt (= gymnós) ausgeführt wurden. Heute wird der Begriff nicht trennscharf vom "Turnen" abgegrenzt.

Basierend auf der Behauptung von Philostratus (etwa 170 - 249), dass Gymnastik eine Form der Weisheit sei, vergleichbar mit Philosophie, Poesie, Musik, Geometrie und Astronomie, kombinierten die alten Griechen dieses eher körperliche Training mit der Bildung des Geistes.

Traditionell richtet die Gymnastik ihre Aufmerksamkeit auf die allgemeine und gleichmäßige Ausbildung des Körpers. Darin unterscheidet sie sich von der Athletik (Leicht- und Schwerathletik), die den Körper in speziellen Disziplinen zu Höchstleistungen (Leistungssport) trainieren will.

Als Sportart umfasst Gymnastik körperliche Übungen die Gleichgewicht, Kraft, Flexibilität, Beweglichkeit, Koordination, Kunstfertigkeit und Ausdauer erfordern.

Entstehung

Die Leibesübungen vieler antiker Völker, z.B. der Perser, den Erzfeinden der Griechen, waren nur auf die Aneignung bestimmter Fertigkeiten gerichtet (hauptsächlich um im Kampf zum Einsatz zu kommen).
Die Griechen "erfanden" aber die Kalokagathie (kalòs = 'schön' und agathós = 'tugendhaft'; siehe auch: Kalligraphie ("schön schreiben")), das Ideal der körperlichen und geistigen Vortrefflichkeit („Schönheit und Gutheit“). Der Begriff spielt bei Sokrates, etwa in Platons Dialogen, eine zentrale Rolle. Von daher erachteten sie die Bildung des Körpers für nicht minder wichtig als die der Seele, bzw. des Geistes.
Das Konzept überdauerte in der lateinischen Redewendung "Mens sana in corpore sano" („ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“).

Zeitweise wurde die Gymnastik sogar durch Gesetze geregelt. Dem freien Bürger war sie die notwendige Vorschule für den Kriegsdienst, zu dem er verpflichtet war. Sklaven war die Ausübung verboten. In Sparta wurden auch die Mädchen zu gymnastischen Übungen und demgemäß auch zu Wettkämpfen herangezogen.

In den Ringschulen und Gymnasien boten sich die nackten Körper in den verschiedensten Stellungen den Künstlern zum Studium dar. Dies trug auch mit zur Blüte der griechischen Plastik bei. Schutzgötter waren Herakles und Hermes.

Etymologie

Gymnastik (‘Körperschulung durch rhythmische Bewegung’) steht anfangs in Beschreibungen antiker Verhältnisse, wird aber seit Johann Christoph Friedrich GutsMuths („Gymnastik für die Jugend“ 1793) auf die entstehende deutsche Turnkunst bezogen.

Das Substantiv Gymnastik stammt vom griechischen gymnastiké = „Gymnastik“ was grob übersetzt „Training“ bedeutet (von gymnázo = „turnen“, „üben“, „schulen“). Es leitet sich vom altgriechischen Adjektiv gymnós („nackt“) ab, da die Leibesübungen nackt ausgeführt wurden.

Gymnasium ist die latinisierte Form des griechischen Wortes Gymnásion. Im antiken Griechenland war es ein Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung für die männliche Jugend, wobei das Körperliche im Vordergrund stand.

Im angelsächsischen Raum ist der Ausdruck Gymnasium für eine Bildungseinrichtung de facto unbekannt. Das "Gym" bezeichnet dort eine Indoor-Sportanlage (Turnhalle) für Bewegung und Sport.

Übungen

Fast alle Übungen fanden auf dem Erdboden satt; es gab, im Gegensatz zum heutigen Turnen, so gut wie keineGeräte. Die 5 zentralen Übungen wurden als Pentathlon (Fünfkampf) bezeichnet.

  1. Hoch-, Tief- und Weitsprung
  2. Speerwurf
  3. Wettlauf (Dromos; siehe auch Sprint)
  4. Diskoswerfen
  5. Ringkampf (Pale)

Die Übungen geschahen nackt. Vor denselben wurde der Körper mit Öl eingerieben, um die Glieder elastisch zu machen und vor zu starkem Schwitzen zu bewahren. Nach den Übungen gaben große Bassins und Wannen Gelegenheit zur Reinigung des Körpers. In warmen und kalten Bädern bediente man sich des Striegels, um die Haut von Öl, Sand und Schweiß zu befreien.

Nach dem Bad wurde eine Einreibung des Körpers von besonders sachverständigen Männern, den Aleipten, vorgenommen und dabei der Körper, ähnlich wie es heute noch in türkischen Bädern geschieht.

Wettkämpfe

Die Disziplinen der Gymnastik waren selbstverständlich auch bei Wettkämpfen zu Ehren der Götter vertreten. Neben den Spielen in Olympia (von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr.) auf der Halbinsel Peloponnes zählten zu den Panhellenischen Spielen diejenigen in Delphi (alle 4 Jahre) zu Ehren Apollons abgehaltenen Pythischen Spiele, die alle 2 Jahre veranstalteten Nemeischen Spiele zu Ehren von Zeus bei Nemea und Argos und im selben Turnus die Isthmischen Spiele zu Ehren Poseidons von Korinth.

Mit der Unterwerfung Griechenlands 146 v. Chr. kam die Gymnastik nach Rom – allerdings mit wenig Erfolg. Die Stelle der gymnischen Wettkämpfe vertraten bei ihnen die Gladiatorenkämpfe.

Moderne

Mit der Reformbewegung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gewinnt der ursprüngliche Gedanke der Gymnastik als eines ganzheitlichen Systems der Körper- und Bewegungsbildung wieder an Einfluss. Auch wenn auf die Übungen der alten Griechen, zu denen auch das Auf- und Absteigen vom Pferd gehörte, zurückgegriffen wurde, flossen auch Elemente aus Zirkusvorführungen u.ä. mit ein.
In der Öffentlichkeit gewinnt die Gymnastikbewegung neben der Jugendbewegung, der Frauenbewegung und der Reformpädagogik und im engen Zusammenhang zur Rhythmikbewegung und zum modernen Tanz einen neuen Stellenwert.

Der Höhepunkt der Gymnastikbewegung liegt in den 1920er Jahren, unter anderem mit der Gründung des "Deutschen Gymnastikbundes" 1925 in Berlin. Ein wesentlicher Initiator war dabei der Pädagoge Franz Hilker, der die Bildungsidee, das „Pflegsame“ und das „Gestalterische“ der Gymnastik hervorhob.

Heute sind die rhythmisch-gestalterischen und pädagogisch ausgerichteten Konzepte der Gymnastik weitgehend aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden.
Präsent ist noch der gesundheitliche Aspekt der Gymnastik (z. B. in Form der Krankengymnastik), Trainingsgymnastik (z. B. als Aufwärmen für andere Sportarten) und als Unterart des Turnens (rhythmische Sportgymnastik).
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Fitness- und Aerobicbewegung herausgebildet. Eine wesentliche Initiatorin war Jane Fonda, die mit ihren Aerobic-Videos viele Menschen für die körperliche Bewegung begeistert hat.